Hochtour im Wallis zur Lenzspitze Heiko Sthamer + Oliver Hartmann
Nach einfacheren Touren auf das Hinterfiescherhorn in den Berner Alpen, den Mont Maudit und den Montblanc, sollte Mitte Juli die Lenzspitze der Höhepunkt unserer Touren im Sommer werden. Die Lenzspitze gehört zu den wenigen 4000ern der Alpen, deren leichtester Abstieg über einen höheren Gipfel, in diesem Fall das Nadelhorn, führt. Die Lenzspitze selbst ist 4294 m hoch und unsere Route über den ONO-Grat inklusive der Überschreitung zum 4327 m hohen Nadelhorn ist mit AD (III im Fels) bewertet. Für solche Hochtouren bietet sich günstigerweise eine Zweierseilschaft an und mit Oliver, einem sehr erfahrenen Kletterer, sollte es, wenn die Verhältnisse am Berg mitspielen, klappen. Als Gipfeltag suchten wir uns den wettermäßig besten Tag der Woche heraus.
Startort ist Saas Fee (1800 m). Der Hüttenzustieg, von einer früheren Tour auf das Nadelhorn bekannt, ist schon recht sportlich. Am nächsten Morgen ging es um 3 Uhr von den Mischabelhütten (3335 m) los. Heutzutage wird der Hohbalmgletscher im Aufstieg nur noch selten betreten. Es geht direkt auf dem Bergrücken über das Schwarzhorn Richtung Lenz. Zunächst Gehgelände und einfache Kraxelei. Rechtzeitig mit den beginnenden Schwierigkeiten im Fels beginnt auch die Dämmerung. Gut für Kopf und Gemüt. Ein toller Sonnenaufgang lenkt etwas von der Ernsthaftigkeit der Tour ab. Oliver steigt sicher vor. Nach dem langen Felsabschnitt folgt eine ausgesetzte, aber eisfreie und deshalb nicht schwere Firnflanke. Dann lacht schon der Gipfel. Fotos, Fotos, Fotos. Das volle Programm des Wallis breitet sich vor uns aus. Herrlich!
Dann der lange Grat zum Nadelhorn. Noch einmal zusammenreißen. Nach Stunden der nächste Gipfel. Das Gipfelkreuz des Nadelhorn ist übrigens durch eine Scharte vom eigentlichen Gipfel getrennt und etwa 10 m entfernt. Pause – endlich. Blick zurück und nach vorn. Alle Schwierigkeiten liegen nun hinter uns, nur die Schneebrücken über den Spalten des Hohbalmgletschers müssen noch halten. Sie halten und dann kommt auch schon bald die Hütte. Wir genehmigen uns eine weitere Übernachtung und steigen erst am nächsten Tag ins Tag.
Heiko Sthamer