18.09.2017 Klettern am Falzaregopass – Unterwegs mit Christoph Hainz Klaus Wahl
Freunde alpiner Klettereien im mittleren Schwierigkeitsgrad (4-5) finden zwischen Cortina d’Ampezzo und dem Falzaregopass eine gute Auswahl an Kletterouten. Einen der beliebtesten alpinen Klettergärten mit Südhang stellen die Cinque Torri dar. Hier ist für jeden was geboten. Vom 3er bis zum 10er gibt’s eine große Routenauswahl auf engstem Raum. Auf den Torre Grande, den großen Turm, gelangt man schon auf eine Route im 3. bis 4. Grad. Ich hatte vor einigen Jahren das Glück, mit dem Südtiroler „Urgestein“ Konrad Renzler auf dessem Gipfelplateau zu stehen. Interessant sind weiterhin der Kleine Lagazuoi, die Falzaregotürme, der Hexenstein, der Col dei Bos und die Tofana di Rozes. Den Kleinen Falzaregoturm (4. Grad) konnte ich vor 10 Jahren mit dem Bergführer Christoph Hainz besteigen. Seitdem war ich nicht wieder im alpinen Gelände klettern.
Während eines Wanderurlaubes im September wollte ich das ändern. Das Wetter war in diesen Tagen in Südtirol recht abwechslungsreich. Bei einer Umrundung der Drei Zinnen hatten wir Glück. Die Sonne zeigte sich zumindest bis nach dem Mittag. Sollte vielleicht doch mal wieder etwas Klettern mit Christoph klappen? Wir verabredeten uns an einem Montag früh in Toblach und fuhren durch das Höhlensteintal Richtung Cortina d’Ampezzo und Falzaregopass. Gerne wäre ich mal auf die Kleine Zinne gestiegen (auf der Großen Zinne war ich schon), aber dort gab es Schnee ab 2500 Meter. Also ein wenig weiter nach Süden. Blauer Himmel, das Panorama der Marmolada, was will man mehr. In einer Kurve unterhalb des Falzaregopasses stellten wir das Auto ab und begaben uns zum Wandfuß des Col dei Bos (2488 m). Es ist manchmal schon ein Abenteuer, den Einstieg zu einer Kletterroute zu finden. Nach eine halben Stunde hatten wir diesen erreicht. Es war mir schon ein wenig rätselhaft, wie und wo wir da hinauf kommen sollten. Aber Christoph, einer der besten Allroundbergsteiger der Welt (Eiger- und Große Zinne Nordwand Free-Solo), Gewinner von Kletterwettkämpfen, langjähriger Bergführer und jetzt auch Ausbilder von Bergführern in Südtirol, genannt auch „Zinnenmann“, strahlte absolute Ruhe und Sicherheit aus. Übrigens hatte keiner von uns beiden Kletterschuhe dabei. Christoph braucht bei solchen „leichten“ Routen keine und ich musste halt ebenfalls mit Trekkinghalbschuhen klar kommen. Von nun an folgten wir der Ada-Führe im 4. Schwierigkeitsgrad, kurz auch im 5. Grad. Zementierte Stände, einige Zwischenhaken und zusätzliche Möglichkeiten der eigenverantwortlichen Absicherung machen die Route für Kletterer sehr lohnend.
Nach 400 Klettermetern in 13 Seillängen im meist festen und griffigen Dolomitenfels mit imposanten Tiefblicken über ausgesetzte Wandstellen, durch breite aber auch enge Kamine erreichten wir ein aussichtsreiches Hochplateau mit schönem Blick auf die mächtige Tofana und viel andere Dolomitenberge. Leider hatten sich inzwischen Wolken über den Gipfeln gebildet. Drei schöne Kletterstunden waren wie im Flug vergangen. Über einem Wanderweg gelangten wir zurück zum Parkplatz.