25.04.2015 Ein Höhlen-Trip Andreas Kuhrt
Am letzten April-Sonnabend trafen sich zu nachtschlafender Zeit um 8 Uhr (früh!) 16 DAV-Suhl-Höhlenforscher, um in der frühlingssfrischen Fränkischen Schweiz bei Muggendorf Karsthöhlen im Frankenjura zu bewandern/-wundern. Sigrid Beck hatte diese Tour als Frühlingswanderung geplant, und bis auf ein paar ganz kleine Regentropfen ist sie das auch geworden.
Riesenburg
Zuerst sind wir mit unserem Autokorso an der Riesenburg im Wisenttal vorgefahren. Anders als bei anderen Höhlen dieser Welt muss man in der Fränkischen Schweiz zu den Höhlen hinaufsteigen (da sie an den Flanken der Flusstaleinschnitte in der Karstebene liegen). Also geht es erst mal 50 Treppenstufen hoch, um zur Versturzhöhle gelangen. Die Trümmer des eingestürzten ursprünglichen Höhlendaches liegen wie Riesenbauklötzer wildromantisch umher (hat Frankzilla wieder nicht aufgeräumt), dazwischen schlängelt sich der Pfad aufwärts, ein stehengebliebener Felsbogen wird als natürliche Brücke benutzt, es gibt einige Klüfte und Tore, oben kann man auf einen kleinen Felsvorsprung klettern und ins Wisenttal sehen.
Adlerstein & Quakenschloss
Das nächste Ziel war vom Feldparkplatz bei Engelhardsberg aus buchstäblich über den Adlerstein (ein kleiner, vielleicht 10 m hoher frei stehender Fels mit Leiter und Aussichtsplattform) zum Naturdenkmal Quakenschloss. Das ist eine etwa 18 m lange Durchgangshöhle durch eine aufrechte Felsrippe mit zwei Portalen als Ein-/Ausgang. Es gibt einige Seitenklüfte, einen Felspfeiler, aber keinen verwunschenen Froschprinz (Quacken soll hier die Felsoberfläche aus verwitterungstechnisch abgesprengten Oberflächenschalungen heißen, auch Rauhwacke oder Zellenkalk genannt, meint Wiki. Aber wie hört sich denn Zellenkalkschloss an? Bisschen wie geriatrische Fachklinik.) Nach dieser anstrengenden Wanderung von ca. 600 m hatten wir uns ein Picknick als Stärkung verdient.
Oswaldhöhle
Danach konnten wir noch größere Herausforderungen angehen: den 5 km langen Höhlenrundweg bei Muggendorf. Auf dem Frankenweg gehts zum Aussichtspavillon, dann auf dem Mehlbeerensteig an der Felskante über dem Wisenttal bergauf. An der angeketteten Bank zweigen wir zur Oswaldhöhle ab, eine ca. 65 m lange Wanderweg-Duchgangshöhle, in der Höhlenmenschen über 1,50 m lieber den Kopf immer mal einziehen sollten. Mit meiner Funzel war nicht viel zu sehen, aber das ist vielleicht auch besser, denn die Caveseekers fanden diesen Höhlen(Stuhl)gang bei besserer Beleuchtung ziemlich besch… Von den Sintererscheinungen sind noch ein paar graue Wandbeläge übriggeblieben. Die von Martina favorisierte Wohngrotte mit Tropfwasserspülung hätte ich jedenfalls nicht geschenkt haben wollen.
Muggendorf & Rosenmüllerhöhle
Zurück in Muggendorf wurden wir Zeugen altfränkischer Wegelagerei, Hochzeitsgäste wurden durch Kinderzollbeamte gnadenlos abkassiert. Nur gut, dass wir nicht eingeladen waren. Also nichts wie weg und schnell unter Tage. Die Rosenmüllerhöhle bot ausreichend Versteckmöglichkeiten: ca. 50 m lang, bis 12 m breit, bis 14 m hoch. 1790 entdeckt, 1836 durch einen Zugangsstollen erschlossen, wurde sie bis 1960 als Schauhöhle betrieben. Die Überreste sind ein paar glitschige Treppenstufen, ein wackeliges Geländer und fast ganz zerstörter Höhlenschmuck in Reichweite. An den Decken gibt es aber noch interessante Sintervorhänge und bei Kerzenlicht sieht es romantisch aus (obwohl die Rußbildung ja eigentlich höhlisch schadet, aber das ist nun auch schon egal).
Sophien- & Ludwighöhle
Unser Höhlen-Trip ging weiter ins Ailsbachtal, wo praktisch unter der Kapelle der ehemaligen Burg Klausstein die Sophienhöhle liegt. 1833 wurde sie von der Klaussteinhöhle am sog. Ahornloch aus entdeckt. Man fand fossile Tierknochen, u.a. Skelette von Höhlenbären, menschliche Siedlungsreste aus der Stein- und Bronzezeit. Sie wurde gleich nach der Entdeckung gesichert und ab 1834 als Schauhöhle zugänglich gemacht. Auf einer Gesamtlänge von ca. 200 m gibt es auf unterschiedlichen Niveaus drei durch Gänge verbundene begehbare Höhlenhallen. Eine Besichtigung ist nur mit Führung für 4 € möglich. Das hat den großen Vorteil, dass die reichhaltigen, teilweise großen und vielgestaltigen Tropfsteine, Sintervorhänge und -becken einer der schönsten Schauhöhlen Deutschlands noch erhalten sind. Unsere Kassier-/Verkäuf-/Führerin in Personalunion hat uns locker-flockig-informativ durch die wirklich sehens- und (wers mag) auch hörenswerte Höhle geführt, uns Benno, das vollständigst erhaltene/zusammengesetzte Höhlenbären-Skelett der Welt (so sehen Höhlenbesucher, die sich ohne Eintrittskarte eingeschlichen haben, nach rund 50000 Jahren aus), das Elefantenohr, den Millionär und andere Kostbarkeiten vorgestellt. Wir haben uns auch zu einer nächsten Führung am Sonnabend in 100000 Jahren verabredet, um zu sehen, ob der Millionär schon mit seinem Kronleuchter zusammengewachsen ist.
Im Höhlen-Rausch sind wir dann noch schnell gegenüber in der Ludwigshöhle eingekehrt, einer großen kuppelförmigen Grotte, die schon urzeitlich benutzt und dann wieder für ein Picknick des bayerischen Königs Ludwig zurechtgemacht wurde. Von dem Gastmahl ist allerdings nichts übriggeblieben, weshalb wir als letztes ausgiebig die…
Wirtshöhle „Fränkische Schweiz“ in Kirchahorn
aufsuchten, wo fränkisches Bier in glasige Sinterwannen floss.
akut höhlenberauscht, A.Kut