Schmoddertour bei Mosbach Andreas Kuhrt
Unsere Freunde machen jedes Jahr Anfang Dezember eine „Schlamm- & Schmoddertour“, um dem vorwinterlichen Schmuddelwetter ein Wanderwochenende abzutrotzen (manchmal mach ich mit). Diesmal sollte die Gegend zwischen Hörselberg, Rennsteig bei Eisenach und Moorgrund bei Marksuhl erwandert werden. Ein preiswertes Quartier mit familiärem 90er-Jahre-Charme, freundlicher Wirtin und der „verwöhntesten Katze der Welt“ (stand auf ihrem Bild) fanden wir im Landgasthof „Frische Quelle“ in Mosbach (zwischen Eisenach und Ruhla). Peter hat 3 Wandertage zwischen 20 und 25 km geplant:
1. von Wutha über die Hörselberge – Sättelstädt – Schmerbach – Thal nach Mosbach: Nach Wutha sind wir mit der Bahn gefahren (Abfahrt: 5:46 Uhr!). Die Hörselberge sind Kiefern-bewaldete, steil abfallende Kalksteinklippen (urzeitliches Kalkriff) entlang der Hörsel bei Eisenach mit Weitblick zum Thüringer Wald (Inselsberg). Man steigt ab Wutha über die abgebaute ehemalige Hörselbergtrasse der Autobahn A4 zum Kammweg auf. Es war gar nicht schmodderig, sondern etwas frostig, leicht schneebestäubt, schön mit Option auf Sonnenschein. Man geht vom Kleinen zum Großen Hörselberg auf Waldwegen oder an der Abbruchkante mit tollen Ausblicken. Der Abstieg über den östlichen Hörselberg-Ausläufer führt nach Sättelstädt. Von dort sind wir am Gegenhang (Felder mit schönem Blick zu den Hörselbergen) Richtung Schmerbach gewandert. Am Kammbühl (und auch sonst unterwegs immer wieder) hat das Baumsterben große Flächen entwaldet. Das „Waldhaus Köhlerhütte“ bei Schmerbach ist ein guter Einkehr-Tipp: tolles Ambiente, gutes Essen, freundliche Bewirtung. Der Weiterweg zog sich dann an den Wartbergen bei Seebach über Thal (ganz hübsch, 650jährige Dorflinde, Ruine Scharfenburg) übers Mönchsfeld nach Mosbach ganz schön lang hin. Bis zur Ankunft etwa um 6 Uhr abends sind wir schon eine Stunde buchstäblich im Dunkeln getappt. Das wurde durch eine heiße Dusche, ein/zwei… Bier und ein Bauernfrühstück wieder wettgemacht.
2. Rundweg von Mosbach über Landgrafen- und Drachenschlucht – Sängerwiese – Wilde Sau – Hohe Sonne: Aufstieg am schönen Freibad von Mosbach (war gerade geschlossen) vorbei zur Mosbacher Linde (Rastplatz). Auf der Weinstraße (Name ist irreführend) zum Carolinen-Blick (auf die Wartburg) und durch die Landgrafenschlucht (größer, aber nicht so klamm) und gleich gegenüber durch die Drachenschlucht (kleiner, aber ziemlich klamm, manchmal nur etwa 1 m breit). Danach zum Waldgasthaus „Sängerwiese“ hoch – das war sogar offen und der Wirt gut gelaunt. Der Rückweg ging auf dem Pummpälzweg über die „Wilde Sau“ (Sühnekreuz von 1483: hier soll ein Jäger seinen Jagdkumpel Balthaßer Rodechr, der unfreiwillig auf einer Wildsau geritten ist, aus Versehen getötet haben, eigentlich wollte er die Wildsau aufspießen) – Hohe Sonne (Straßenpass am Rennsteig mit großem Parkplatz, marodem Schlösschen und geschlossenem Imbiss, war mal ein schönes Ausflugsziel) am Hangstein vorbei (in der Kluft ist die Sage „Die schönen Unbekannten“ zu Haus: zwei schöne Mädchen, die gern zum Tanz nach Mosbach gingen, aber immer bis Mitternacht zurück sein mussten, das fanden die Mosbacher Burschen gar nicht gut und verstellten die Uhr auf Winterzeit, dadurch kamen die beiden Schönen aber zu spät nach Haus, was ihr strenger Gebieter gar nicht gut fand, die Quelle am Hangstein färbte sich kurzzeitig blutrot und die schönen Unbekannten kamen nie mehr zum Tanz) zurück nach Mosbach.
3. Von Mosbach über Rennsteig – Prizessinnenweg – Schloss und Park Wilhelmsthal – Altenberger See – Lulluspfad – Salmannshäuser Rennsteig nach Marksuhl (in der Gegend gibts noch jede Menge anderer …suhls): Auf dem Prinzessinnenweg haben wir tatsächlich zwei getroffen, die meinten, sie wären höchstens Spätlese. Am denkmalgeschützten Schlossensemble Wilhelmsthal kann man Sanierung im Zeitlupentempo beobachten. Das ab 1710 gebaute Lieblings-Lust-und-Jagdschloss und Sommersitz Sachsen-Eisenach-Weimarer Herzöge war im 2. Weltkrieg Lazarett, danach Kriegsgefangenenlager und später Kinderheim. Seit 1993 stand es ungenutzt leer, Verkaufsbemühungen ab 2001 scheiterten, 2009 erwarb die Thüringer Stiftung Schlösser und Gärten das Schloss notgedrungen und kümmerte sich erst mal um den Landschaftspark, seit 2014/15 wurde ein bisschen saniert, der Innenraum des Telemannsaals seit 2020… das wird eine endlose Geschichte, wenn es nicht bald zusammenfällt. Wir sind dann dem Lulluspfad (hört sich an wie 3 Promille) zum Campingplatz am Altenberger See gefolgt, haben ein paar Kilometer auf dem Sallmannshäuser Rennsteig geschrubbt und sind bei Marksuhl rausgekommen. Da gibts ein sehenswertes Ortszentrum mit Fachwerkhäusern, Schloss und Kirche und angeblich drei Gaststätten. Von denen war der Landgasthof „Zum grünen Baum“ tatsächlich auf und hatte ansehnliche Speisen und Getränke im Angebot. Das war uns eine Rückfahrt 2 Stunden später wert. Das „Zimmermädchen“ war im Zweitberuf auch rustikale, aber sehr nette Kellnerin. Wir konnten dann abgelaufen, abgefüllt und aufgefüttert die Heimreise vom Hauptbahnhof Mark- nach Suhl antreten.