Monte Leone Gruppe Olaf Färber
Breit ausgebaut und gut zu fahren vom Schweizer Städtchen Brig über den Simplonpass nach Domodossola in Italien. Auf der Passhöhe erhebt sich das Hübschhorn, neben ihm der scharfe Grat des Wasenhorns. Die Bergregion benennt sich nach ihrer höchsten Erhebung der Monte Leone. Im Winter recht oft besucht von Tourengängern, ist es im Sommer und Frühherbst ruhig und beschaulich. Denkt man gar nicht, ein paar Schritte auf dem Weg zur Monte Leone Hütte und man sieht immer weniger Wanderer. Die urige Monte Leone Hütte liegt auf dem Schweizer Gebiet. Wasenhorn und Monte Leone teilen sich die Italiener mit den Eidgenossen. Die Wasenhorn-Südwand erhebt sich in Hüttennähe. Die Überschreitung des Wasenhorns ist trittsicheren mit a bissel Kraxelei gewohnten Bergwandern sehr zu empfehlen.
Im Blick Richtung Süden dann die Monte Leone mit ihrem steilen Nordwandgletscher. Dieser apert leider wie so viele Gletscher stark aus. Vor gut 23 Jahren war es noch möglich, zu diesem Gletscher aufzusteigen, um über ihn den Westgrat zu erreichen. Wenn man die Monte Leone heute besuchen will, geht man den Weg von der Hütte Richtung Simplonpass zurück, bis ein Steiglein an einen Bach aufwärts führt in Richtung Nordgrat des Hübschhorns, hält sich dann weiter oben nach links zum Homattugletscher. Über diesen thront das Breithorn. Die Spaltenzone des Homattugletschers ist in seiner Flussrichtung besser rechts zu umgehen, um zum Breithornpass aufzusteigen. Oben am Pass hat man die Wahl, weil der Gipfel des Breithorns greifbar nahe ist, es zu besuchen, oder ob man leicht abwärts auf dem Alpjergletscher wahlweise den Zustieg zum Westgrat oder den Stichelgrat (Südgrat) ansteigen will. Auch wenn es auf den Alpjergletscher nur wenig abwärts geht, er hat Spalten und Randklüfte in den Gratzustiegen. Egal ob nun Aufstieg über Stichelgrat oder Westgrat, eine Überschreitung lohnt sich immer. Bei meinen Besuchen krönte nicht wie gewohnt ein Kreuz den Gipfel, sondern ein 1,5 m hohes Stahlteil. Der Blick rundherum ist sehr eindrucksvoll und die Monte Leone wenig besucht. Der Abstieg nicht schwerer als der Aufstieg, man geht den direkten Grat bis zu den jeweiligen Grateinschartungen und betritt wieder den Alpjergletscher in Richtung Breithornpass. Am Westgrat den Gendarm auf der italienischen Seite umgehen. Von der Monte Leone kann man gut die Spaltenzonen übersehen und damit seinen möglichen Rückweg einschätzen. Es ist nicht verkehrt, den Aufstiegsspuren über den Homattugletscher zu folgen, um wieder den Hüttenweg oder Simplonpass zu erreichen.
Sollte man noch nicht genug haben für diesen Tag, bietet sich der Homattupass mit dem Ostgrat des Hübschhorns an. Das wäre aber dann doch sehr übertrieben, da Übernachtungen am Simplonpass möglich sind. Lieber dann am nächsten Tag wandernd die Südwestroute entlang zum Gipfelkreuz des Hübschhorns aufsteigen. Wer jedoch lieber klettern will, muss sich entscheiden, wie er hinauf gelangen kann. Wenn sich die Gelegenheit noch einmal ergibt, würde ich den Belgischen Grat wählen. Überhaupt, die Oberwalliser Berge bestehen nicht nur aus den Viertausender-Hotspots. Ich durfte Kletterberge kennenlernen, die es unbedingt wert sind, besucht zu werden. Gerne teile ich diese Erfahrungen.
Berg heil, Olaf Färber